Ein Fall für die Gedankenpolizei...
Gestern gönnte ich mir aus purer Lust mal eine Dokumentation über die letzten Tage vor Kriegsende des 2. Weltkrieges. Dabei schaute ich zur Abwechslung mal nicht durch die bekannten knoppschen Augen, sondern durch die vom Kronzucker. Alles in allem, wie ich mir das erwartete - nichts Neues! Ne Schmalspurdoko eben.
Eins hat mich dann doch noch etwas wachgerüttelt. Ein alter Mann erzählt von seiner Zeit als Hitlerjunge beim Volkssturm. Er gesteht ein, bis zuletzt, also bis der Tod Hitlers bekannt wurde an den Endsieg geglaubt zu haben, "auch wenn das jetzt verrückt klingt". Dann erzählt er von einem Erlebnis. In den weiteren Hauptrollen: Sein Nachbar, dessen Panzerfaust, ein Gewehr, ein russischer Panzer, der Panzerführer. Die Geschichte hörte sich in etwa so an (leider kein O-Ton):
Der Hitlerjunge und sein Nachbar gehen mit der Panzerfaust des Nachbarn auf Panzerjagd, lauern hinter einem Erdhügel an einer Straßenecke, und als der Panzer dann ca. 10 Meter von ihnen entfernt an ihnen vorbeifährt drückt der Nachbar ab. Der Panzer explodiert, fängt Feuer, und der Hitlerjunge und sein Nachbar hören die Schreie der verbrennenden Soldaten. Als der Panzerführer die Luke oben öffnet und rausklettern will, drückt der Hitlerjunge ab und der Soldat kippt vorn über. "Das war der einzige Schuss, den ich in diesem Krieg abgefeuert habe."
Soweit die Geschichte. Eigentlich nichts wo es sich lohnt weiter darauf einzugehen, bis eben auf den algemeinen Duktus der Geschichte und den letzten Satz - den habe ich mir deshalb auch gemerkt.
Der alte Mann kommt im ersten Moment eigentlich nicht unsympatisch rüber, für jemanden, der einem gerade erzählt, bis zum letzten Stündchen Hitlers an den Endsieg geglaubt zu haben. Der ehemalige Volksstürmer kommt ein bißchen so rüber, als hätte er was aus der ganzen Sache gelernt und mensch möchte ihm diese Jugendsünde verzeihen. Der letzte Satz und die Art, wie er erzählte sprechen aber eine andere Geschichte.
Der Duktus des Erzählens erinnert an eine Märchenstunde - so war das eben. Der letzte Satz wirkte allerdings wie ein entschuldigendes Statement, daß das einzige, was ihm am 2. Weltkrieg anzulasten ist, dieser eine Schuss ist, den er auf einen Soldaten abgefeuert hat. Aber das kann es ja wohl nicht sein. Soldaten, und zu einem solchen hat er sich durchaus willig gemacht, sind eben nicht nur für die Schüsse, die sie abfeuern verantwortlich. Er machte sich zu einem Vertreter eines Weltbildes, das nicht akzeptiert werden kann, nicht akzeptiert werden darf. Und er hätte verbittert weitergekämpft, wenn er nicht erfahren hätte, daß sein Führer Tod ist. Der alte Mann hatte seine eigentliche, unverzeiliche Jugendsünde gar nicht realisiert oder gar in Frage gestellt - so war das eben.
Aber darum gings in der Doko ja auch nicht. Es ging eben um einen x-belibigen Krieg, bzw. um dessen Ende. Die Russen haben ja auch verbittert um Stalingrad gekämpft, wieso also nicht die Deutschen um Berlin? - Vielleicht weil Berlin die Hauptstadt von Nazi-Germany war und es ohne diesen oder einen späteren Angriff auf Berlin nie zu einer Kapitulation gekommen wäre?
Mein Fazit zur Sendeung: Ob ich mir nun Kronzuckers, Knopps oder Fests & Eichingers Version anschaue ist eigentlich egal. Lücken haben sie alle und hinterfragt wird auch nicht wirklich - dafür war das dritte Reich wohl doch nicht schlimm genug.
Dafür ist aber dieser Tag gerettet, dank sei ........der Aufarbeitung der Vergangenheit!
2 条评论:
Bei der Verteidigung Berlins, ähnlich wie beim "brutalen Bombenterror der Alliierten", geht es eben nicht um Nazi-Deutschland, sondern um Heimat. Eben jenes höchste Gut, für welches sich die Massen überhaupt erst blenden ließen. So oder so ähnlich geht die Legende.
Guter Beitrag. Wenn Du im Battle sowas bloggst, gibt es dafür von mir eine glatte 9.
发表评论