星期五, 五月 09, 2008

No sex, please!

Gerüchte haben mir zugetragen, daß Chinesen im Allgemeinen nicht nur die Unterhaltung über Themen wie körperliche Liebesbezeugungen unangenehm ist, sondern, daß Chinesen darüber hinaus auch kein Interesse am eigentlichen Vollzug körperlicher Liebesbezeugungen haben. Für uns, irgendwo am Rand des Babylonischen Sündenpfuhls mag das vielleicht schwer verständlich sein, doch ich bin auf die Suche nach Verifizierung gegangen und tatsächlich fündig geworden.

Erstens ist schon eine Unterhaltung über Händchenhalte mit Gekichere garniert. Dabei ist noch nicht einmal ein Geschlechterunterschied festzustellen - ist eben doch ein Land mit tatsächlicher Gleichstellung der Geschlechter. Ist man dann doch irgendwann durch die Kichermauer (daß es hier auch immer Mauern geben muss, tss tss) gedrungen kann man dann erfahren, daß dieses Thema selbst unter engen Freunden nicht unter den Top 100 landet.

Konischerweise sieht man allgegenwärtig Päarchen in Parks aufeinanderhocken. Theorie und Praxis werde wohl unterschiedlich bewertet, oder meine Erhebung war nicht wirklich repräsentativ. Auch egal, selbst unter diesen Umständen wurde mir beteuert, daß es in China darum geht, die wahre Liebe zu finden, und die wahre Liebe ist eben von Körperlichkeit unabhängig - quasi rein in einem christlichen Verständnis.

Na da kommt doch der gute alte Enterovirus 71 gerade recht. Kurz bevor die Jugend in eklig, niedere, westliche Sündenpfuhlgepflogenheiten abzurutschen droht steht die Maul- und Klauenseuche der wahren, reinen Liebe zur Seite. Und auch ich wurde per e-mail darüber aufgeklärt, wie ich mich vor einer Ansteckung schützen kann: Hygiene!

Das bedeutet übrigens: "Wash your hands frequently and thoroughly with soap and water." - Hände waschen mit Wasser und Seife? Na, wenn das mal nicht übertrieben ist. Doch weiter im Warnungstext: "Don't share food, drinks or eating utensils." - Mein Essen teilen? Ne, doch nicht in einem Land mit verordneter Vollbeschäftigung! Jetzt noch ein wenig ins medizinische abgleiten: "Disinfect contaminated surfaces and items by washing with a diluted chlorine-containing product." - Desinfizieren? Super Idee! Da muss man erst mal draufkommen! Und zum Abschluss noch kurzerhand die Rettung der öffentlichen Moral: "Avoid close contact such as kissing and hugging." - Puh, damit wäre der Werteverfall wenigstens für diesen Sommer aufgehalten!

Und damit wäre auch dieser Tag gerettet, dank sei ....dem Enterovirus 71!

4 条评论:

Julius Firefly 说...

Auch egal, selbst unter diesen Umständen wurde mir beteuert, daß es in China darum geht, die wahre Liebe zu finden, und die wahre Liebe ist eben von Körperlichkeit unabhängig - quasi rein in einem christlichen Verständnis.
Uh, lol? Seit wann ist eine von Körperlichkeiten unabhängige Liebe christlich? "Seit fruchtbar und mehret euch", etc.
Ist eine Liebe ohne Reproduktion nicht geradewegs unchristlich? So gesehen ist China dann doch wieder katholisch, wenn man sich die Geburtenraten anschaut - und ergo geht es wohl doch wieder nur um das eine, was die Scham beim Thema "Händchenhalte" natürlich nur lustiger macht.

Buttercup 说...

Seit fruchtbar und mehret euch war ja noch vor dem Sündenfall. Und eigentlich ging es Gott doch dabei darum, daß der Reine Mensch sich vermehrt.
Nach der ganzen Fruchtgeschichte gibts zwar keine Neue Anweisung Gottes, weil er sich in Schweigen gehüllt hat, aber irgendwie muss das dann doch unterschieden werden. Wahre Liebe im paradiesischen Sinn ist eben nicht zu vergleichen mit der postparadiesischen Liebe!

Julius Firefly 说...

Das patriarchale Christentum und seine sexistische Grundlagenliteratur legen nicht unbedingt ein derartiges Verständnis von Liebe nahe. Bestenfalls klingt das nach Freikirche ;)

Buttercup 说...

Aber allein einen Satz mit den Worten "postparadiesischen Liebe" zu beenden schien mir Grund genug, diese Steile These in den Äther zu schießen.

Den geborenen Verfechter des Katholizismus zu bezichtigen freikirchliches Gedankengut zu verbreiten, scheint mir dann allerdings doch einen zu großer Preis zu sein.

Trotz allem, danke für den äußerst wissenschaftlichen Diskurs. Wir sollten mal den Papa in Romfragen - im Zweifel immer mal den Papa fragen.

Apropos Papa fragen: Der letzte Papa hat nämlich gerade zu dem Sexismusthema ein schönes Buch geschrieben mit dem Titel "Als Mann und Frau schuf er sie". Kurz zusammengefasst: Es gibt ja zwei Geschichten und in der zweiten sind Mann und Frau gleichzeitig da - hier soweit kein Problem. In der ersten Geschichte ist erst Adam da und danach bastelt Gott Eva - hier die These, daß Adam vor diesem Eingriff kein wirklicher Mann war, sondern eher ungeschlechtlich.
Bleibt nur noch die Sache mit der Schlange und wer denn nun Schuld mit dem ganzen Obstsalat hat. Dazu gibts leider auch in diesem Bestseller nichts neues.